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Einladung zur Ausstellungseröffnung "Running Legs"

15.07.2019 - 19.07. 2019
Vernissage am 15.7. 2019 um 19:00 Uhr.  Anmeldung zur Vernissage HIER.
 

Rainer Pastowski / Jörg Rubbert

"Running Legs" 

Die vorliegende Serie mit dem Titel "Running Legs" ist eine Reminiszenz an die gleichnamige 

Sequenz von Lisette Model aus dem New York der frühen vierziger Jahre.

Sie markiert gewissermaßen den Anfang einer Jahrzehnte langen Leidenschaft für das Genre der Street Photography. Die Straße als ein Ort flüchtiger Begegnungen bildet bis heute den Schwerpunkt des fotografischen Werks von Rainer Pastowski und Jörg Rubbert.

Die Inspiration hierzu fanden die beiden Fotografen in der Modefotografie. Sie fotografierten die gewünschten Sujets in den Jahren 1986-87 bei Aufenthalten in Paris, Mailand und New York und brachten sie in eine neue individuelle Formensprache. Die erweiterten Möglichkeiten, die sich im Spiel mit der Farbe ergeben, bewogen sie die Sequenz von Menschen auf den Boulevards der großen Modemetropolen gänzlich in Farbe zu fotografieren.

Allen Arbeiten dieser Serie liegt das Schema der Bewegungsunschärfe zugrunde. Die Unschärfe als das leitende ästhetische Prinzip wurde bewusst als künstlerisches Stilmittel eingesetzt. Nach wie vor wirkt Unschärfe irritierend auf den Betrachter. Sie hinterfragt unsere tradierten Sehmuster. Doch vielleicht entspricht die Unschärfe viel eher unserer tatsächlichen Alltagswahrnehmung. Immer in Bewegung nehmen wir unsere Umgebung oft nicht mehr deutlich und detailgenau wahr, sondern eher unspezifisch und zufällig. 

Die durchweg schnell geschossenen Fotos versinnbildlichen die alltägliche Hektik und Eile in den Fußgängerzonen und Straßenschluchten der Innenstädte, aber auch die zunehmende Anonymität der dort arbeitenden Menschen. Man lebt und läuft aneinander vorbei, ohne einen Blick für den anderen – jeder für sich nach seinem persönlichen Zeitplan. 

Rainer Pastowski und Jörg Rubbert schaffen lichte Bildräume, geradezu Nicht-Orte, in denen sie die Menschen agieren lassen. Die Fotografien geben auch keinen Aufschluss über den Ort der jeweiligen Aufnahme und erhalten dadurch eine Allgemeingültigkeit. Durch diese Auflösung von Raum und Identität wirkt die einzelne Figur im Bild wie geworfen, in offene Zusammenhänge, in denen sie nach Jean Paul Sartre „existiert, sich begegnet, in der Welt auftaucht und sich danach definiert.“ Durch die gegebenen Lichtverhältnisse und die Bewegung erhalten die Figuren etwas Schemenhaftes, die Konturen und damit das Körperliche scheinen sich aufzulösen. 

Die Flüchtigkeit des Moments wir durch die Akzentuierung auf die untere Körperhälften der Vorbeigehenden besonders verdeutlicht. Die Betonung der Beine erinnert an die Serie “Running Legs“ von Lisette Model aus den Jahren 1941-42, die der Serie auch ihren Titel gab. 

Was das Verhältnis von Körper und Bildraum betrifft, so liegt die Kraft der hier abgebildeten Fotografien gerade in der Reduktion der Bildgestaltung, in ihrer visuellen Ästhetik durch die Lichtgestaltung und die teils überraschenden Perspektiven. In Verbindung mit den sehr dynamisch gewählten Bildausschnitten wirken die Bilder beinahe impressionistisch. 

                   

Friederike Schmieder, Kunsthistorikerin

https://www.fotofestival-wien.com